PianoCandle Blog

Runderneuerung!

Meiner Website „PianoCandle.de“ wurde im Laufe des Jahres 2022 komplett neues Leben eingehaucht. Seit 2005 besteht sie und wurde jahrelang immer wieder anerkennend zur Kenntnis genommen – doch leider entwickeln sich die einen oder anderen Erfordernisse weiter. Nun nach 17 Jahren war ein Riesensprung sinnvoll, etwa so groß wie ein direkter Wechsel von Windows 98 auf Windows 11 wäre, also gewissermaßen mit dem Überspringen von vier bis sechs Zwischenstufen. Im Ergebnis sollte alles mühelos, wie bisher, auffindbar, wiedererkennbar und ansprechend sein. Ich hoffe sehr, dass Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, das Ergebnis genau so zusagt wie mir. Der Aufwand war beträchtlich.

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PianoCandle Stimmung-Neuaufbau

Um 1978 kaufte ich mein erstes eigenes Klavier. Ich hatte null Ahnung, aber viel Glück, denn das Instrument des Fabrikats „F. Glaser Jena“ war etwa von 1910 und in einem prima erhaltenen Originalzustand. Es ließ sich gut spielen, und vor allem, es klang überzeugend gut. Meine Neugier war nun geweckt, nur wenig später fing ich mit der Klavierstimmerei an. Fortan bekam ich nun immer wieder auch generalrenovierte Klaviere zu Gesicht, komplett neu besaitet und auch sonst innerlich wie neu wirkend. Nur meistens klangen sie mir merkwürdig, irgendwie frisch und knackig, ja schon, aber dennoch irgendwie altertümlich derb, anders als neue und vor allem anders als gute alte unrenovierte Klaviere. Lange Jahre überlegte ich immer wieder mal, woran das liegen mag, und mir kam zunehmend ein Bild mit Gefühl: Oft klingen renovierte Klaviere so, wie sich eine verspannte Schulter anfühlt. Hmm…

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Späte Ehre…

Seit 2003/4, also inzwischen über fünfzehn Jahre, gibt es die wesentlichen Methodenschritte der PianoCandle Klanggestaltung. Verständlicherweise halte ich mich mit Detail-Informationen darüber etwas bedeckt – denn schließlich lebe ich maßgeblich von meinen Spezialitäten. Dennoch bin ich wohl kaum ein Geheimniskrämer: Alle Kundinnen und Kunden der letzten 15 Jahre, deren Pianos aufwändige Klanggestaltungsmaßnahmen bekamen (und das sind mittlerweile knapp 350), haben auch notwendige und plausible Detail-Einblicke bekommen. Anderenfalls hätte ich ja auch „die Katz im Sack“ verkaufen müssen.

Vor wenigen Tagen kam mir nun zu Ohren, dass eine meiner wichtigsten Teilmethoden, der „PianoCandle Stimmung-Neuaufbau“, technisch sinngemäß wohl auch in einer der prominentesten Piano-Herstellerfirmen zum Einsatz kommt, und dort anscheinend von einer der prominentesten Fachpersonen angewendet wird.

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ORLANDO

Die heutigen und gestrigen Nachrichten aus den USA sind schon sehr bedrückend. Der bislang schlimmste Amoklauf der Geschichte, so heißt es, ist nun verbunden mit der Stadt des Namens Orlando.

Orlando – so heißt auch der Rauhaardackel der Familie, deren Flügel ich vor wenigen Tagen bearbeitete. So sieht er im Garten aus und so kuschelt er unter dem Familienflügel (mit frisch geschorenem Fell):

Er hat eine besondere Begabung: Orlando kann singen. Und beim Klavierspielen singt er manchmal mit.

Eigentlich fand ich das nur faszinierend und lebensfreudig, und in einer Laune habe ich es aufgenommen. Mit der linken Hand ein bisschen in A-Dur improvisiert, mit der rechten Hand das Aufnahmegerät gehalten, und so ist, wenn auch etwas leise, Orlando der Rauhaardackel zusammen mit dem Familienflügel zu hören.

Wenn ich das heute höre, bekomme ich den Eindruck, diese musikalischen Minuten haben etwas Zeichenhaftes. Mir klingen sie, obwohl etliche Tage vor den schrecklichen Taten ohne Vorahnung aufgenommen, wie ein Stück Mitgefühl mit den Betroffenen und Angehörigen in Orlando, USA.

Hören Sie mal hinein: Orlando

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Weitere Details vom Ibach „Zwergflügel“ 155

Heute war ich wieder bei dem gerade erwähnten Ibach-Flügel, der herstellerseitig als „Zwergflügel“ im Katalog (um 1913) stand. Mir sind weitere wahrhaft interessante Details aufgefallen.

Erstens: Die Tastenklappe dieses Flügels ist federleicht. Nur auf Höhe der Scharnieraufhängungen zieht sich dickes Holz von links nach rechts. Der Rest ist aus dünnem schichtverleimtem Bugholz. Das ist super praktisch; denn diese Klappe bleibt wegen des tief liegenden Schwerpunkts stets offen stehen, solange dies gewünscht ist. Es bedarf beherzter Fehlleistungen, die Klappe „versehentlich“ zufallen zu lassen – und selbst wenn sie im Extremfall auf jemandes Finger fällt, tut das wegen des Leichtgewichts nicht ernsthaft weh. Eine genial einfache Alternative zur aktuell üblichen „SoftClose“-Technik!

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Gewagter Aufwand für fünf Zentimeter

Auch bei Flügeln gibt es seit vielen Jahrzehnten Bestrebungen, mit dem Raumbedarf zu geizen und dennoch mit dem Klang zu klotzen. Hier berichte ich von einem Ibach-Flügel, kurz vor dem ersten Weltkrieg gebaut, also schon deutlich über 100 Jahre alt. Er ist etwa 155 cm kurz und schafft dennoch eine Sonorität im Bassklang, die respektvolles Staunen gebietet.

Um dies zu ermöglichen, wurde bei Ibach eine besondere Ingenieursleistung vollbracht: Im Bassbereich wurden die Tiefbass-Saiten noch einmal über die höhertönigen Bassaiten hinweg gekreuzt, was ihnen etwas mehr schwingende Länge ermöglicht. Der Flügel ist also ein „Doppelkreuzsaiter“. Um dies zu verwirklichen, wurde der Basssteg eigenständig und ungewöhnlich konstruiert. Die gesamte Bassbesaitung läuft dort nicht direkt durch Stegnägel, sondern durch offenbar eigens entwickelte metallene Umlenk-Einheiten, in denen die Saiten doppelt verschränkt und sicher gehalten werden. Für die Tiefbass-Saiten wurden diese Metall-Elemente gestielt und mit einer stabilisierenden Brücke gruppiert.

Verwirrend? Sehen Sie sich die Bilder an. Manches ist beim Ansehen viel leichter zu verstehen, als es mit Worten zu erfassen ist.

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Schon wieder was ganz Kleines

Gestern hatte ich ein Klaviermodell zu stimmen, von dem ich schon lange kein Exemplar mehr gesehen hatte. Nicht immer hatte ich das angemessene Verständnis dafür, aber nun habe ich ein bisschen meine eigene Meinung früherer Sturm-und-Drang-Zeiten nachkorrigiert.

Es geht um ein „Zeitter & Winkelmann“ Klavier aus den 1960er Jahren. Das ist eine sehr alte deutsche Firma, mehrere Jahrzehnte vor Steinway und Bechstein gegründet, und in ihrer Glanzzeit bis in die 1930er Jahre hinein wurden dort stattliche und auch sehr große konzertante Klaviere gebaut. Und Respekt – diese Firma lebte nach Fabrikzerstörung und Weltkrieg noch weiter. Es wurden dann allerdings Kleinklaviere gebaut, sehr kleine Klaviere, und spontan treibts einem, der die alten großen Meisterwerke kennt, die Tränen in die Augen. Aber was soll’s? Nach dem 2. Weltkrieg, bis in die 70er Jahre hinein, waren große Klaviere völlig aus der Mode – und Fabrikanten müssen nun mal von dem leben was gekauft wird. (Zeitter & Winkelmann, Braunschweig, wurde übrigens 1963 von Seiler, Kitzingen, übernommen.)

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Ein altes Werbe-Gedicht

Mal was ganz anderes. In den 1980er Jahren, in meiner Hamburger Zeit, als ich mit den (auch heute noch durchaus sinnhaltigen) Slogans „Im Dienste der guten Stimmungen“ und „Klavierstimmer mit Präzisions-Ohrwerk“ Werbung für meine Angebote machte, hatte ich auch regelmäßig Anzeigen in der damaligen Wochenzeitung „Hamburger Rundschau“ geschaltet. Für diese Zwecke hatte ich mir auch mal ein Gedicht einfallen lassen, und zwar eine Art Legierung aus Reimen, Schüttelreimen und Stabreimen. Den ersten Schüttelreim-Doppelbegriff habe ich schon seit gefühlten Ewigkeiten von irgendwo her im Kopf, der Rest ist echtes Eigenwerk.

Hier ist es:

Die Leiden des jungen W. A 

In Meister Mozarts Meisterklasse
klang das Klavier wie Kleistermasse.
Wild wallt die Wut in Wolfgangs Seele,
hört er der Saiten Stahlgewimmer,
doch dass sich dies zum Sonntags-Singsang lege,
ruft er zuvor, welch weise Wahl, den Stimmer.
Der tut sein Ohrwerk wohlgemut
und löst des Meisters Groll und Wut
von Dur bis Moll. Wie gut!
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Ist Hammerkopfbearbeitung ein Muss?(Fortsetzung vom 26.3.)

Das gestern vorgestellte Klavier hat eine Hammerkopfbearbeitung bekommen, die bisherigen Bilder entstanden vor der Bearbeitung. Auf dem nächsten Bild sehen Sie nun viele Hämmer, an denen verschiedene Stadien der Hammerkopfbearbeitung sichtbar werden.

Alle Hämmer sind bereits „konditioniert“, wie ich das nenne. Das bedeutet: Mit einer speziellen Technik wurde der Filz so vorbereitet, dass die festgespielten Fasern in der Scheitelzone bis zum Holzkern hin wieder Luft bekommen und sich minimal gegeneinander bewegen können. Die Filzsubstanz bekommt also einen guten Teil ihrer zugedachten Elastizität zurück. Der so vorbereitete Hammerfilz kann deutlich schneller als zuvor von den angeschlagenen Saiten abprallen, die Saiten schwingen besser, der Klang knallt weniger.

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Ist Hammerkopfbearbeitung ein Muss?

Für Klaviere und Flügel gibt es keinen „TÜV“. Insofern erstmal ein klares Nein zur Frage der Überschrift. Insofern aber auch zugleich ein klares Ja dazu, dass jede/r Piano-Besitzende in aller Bedachtsamkeit Überlegungen anstellen kann über das, was sinnvollerweise getan werden sollte oder halt gelassen werden kann.

Piano-Hammerköpfe sind mit Filz bezogen, der durch das Anschlagen nach und nach verschleißt. Und nur mal knapp zur Verdeutlichung: Gesetzt den Fall, ein Hammer wird pro Klavierspielstunde zwanzig bis hundert mal betätigt, und es gibt 50-150 Klavierspielstunden im Jahr, dann errechnen sich daraus bereits zehntausend bis hundertfünfzigtausend  (10.000-150.000) Anschläge in zehn Jahren. Pro Hammer, versteht sich. Als Folge der Beanspruchung bilden sich Rillen im Scheitelfilz der Hammerköpfe.

Aber warum sollte man die denn beseitigen, wo doch das Piano auch mit den Rillen prima spielt?

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