Februar 2011
Im Raum Duisburg steht ein Steinway V-125-Klavier von 1987, also ähnlich jung wie das der Familie W. in Karlsruhe (siehe weiter unten). Anderes als deren Piano, präsentierte sich dieses Exemplar allerdings schon über Jahre ziemlich robust, mit reichlich Power und Perkussivität, dynamisch und gesanglich nicht ganz leicht dosierbar. Herr K., der Eigentümer, spielte seit langer Zeit nur mit Moderator. Doch das Wissen um die freundlicheren Eigenschaften des Karlsruher Exemplares machte mich zuversichtlich.
Aufwändige Stimm- und Hammerkopf-Arbeiten ließen innerhalb von zwei bis drei Arbeitstagen dann sozusagen das Eis schmelzen. Die Richtung stimmte, wie ich zur beidseitigen Zufriedenheit feststellen konnte.
Herr K. schrieb mir einen ausführlichen Referenztext und empfahl mir den folgenden Auszug zur Veröffentlichung. Mit Dank folge ich dieser Empfehlung:
„Mir erschien der Klang zunehmend aggressiver, und das empfindet man dann als zu laut. So gewöhnt man sich dann ein zaghaftes Spiel an. Bei starkem Anschlag erwies sich der Klang als wenig tragfähig, er erstarb zu schnell, entstand vielleicht auch zu schnell, und das empfindet man dann als hart und nicht als singend. Schon die ersten kleinen Veränderungen an der akustischen Anlage erzeugten eine hörbare Verbesserung.
Der totale Neuaufbau der Stimmung in mehreren Stufen war wohl der gefühlte oder tatsächlich zeitaufwändigste Vorgang. Das ist für jeden Zuhörer nervig, aber das kennt man ja von der Routinestimmung, nur geht es dann normalerweise viel schneller.
Zum Abschluss wurde eine Hammerkopfbearbeitung und Intonation durchgeführt, die auch noch eine weitere Veränderung zum warmen, nachhaltigen Klang brachte. Die Bässe rollten wuchtig und rund, der Diskant klang klar und nicht spitz. Akkorde in der Mitte füllten mit Macht den Raum.
Das Ergebnis, ich habe ein Klavier, welches wohl besser klingt als je zuvor. Die Schärfe bei starken Anschlag ist nicht mehr vorhanden, der Klang lebt und erscheint freier.“