November 2008
Westdeutsche Klaviere galten lange als das Maß der Dinge. Aber fehlende Konkurrenz hat nicht nur Vorteile. In den 1980er Jahren, kurz vor der politischen Wende, gab es qualitätsmäßig manche Nachlässigkeiten, über die man heute, angesichts der Überschwemmung mit östlichen und fernöstlichen Pianos, nur noch den Kopf schütteln würde. Um ein solches Produkt geht es hier: Ein 122 cm hohes und damals wie heute teures Spitzenklavier von 1985, dessen noble Marke ich bewusst unerwähnt lasse. Sein Besitzer ist der Pianist und Privatmusiklehrer T. S. in Mannheim – er hatte es von einer älteren Dame zu außergewöhnlich günstigen Konditionen bekommen, weil diese damit jahrelang nicht wirklich zurechtgekommen war.
Diesen Zustand fand ich vor: ein äußerlich wie substanziell neuwertiges Klavier mit großartigem Baukonzept und technisch konzertantem Zuschnitt. Die angelegten Kapazitäten waren zu erahnen – bei vorsichtigem Anschlag, aber der war kaum hinzukriegen. Trotz erfreulich großzügiger Tastenhebel, wie es sie heute nur selten gibt, war der Anschlag schwer wie Blei, zäh wie Einweckgummi und unberechenbar wie ungleichmäßig abgefahrene Autoreifen. Und der Klang war schon ab mildem Mezzoforte stumpf, hart und viereckig. Und zu alledem kam noch ein aberwitziger Konstruktionsfehler, dank dem der Klaviaturdeckel im normal eingebauten Zustand fast alle Tasten niederdrückte und so der Spielart buchstäblich den Rest gab.
Bei diesem herausfordernden Piano musste ich mehrmals ansetzen, um allen wesentlichen Unbilden auf den Grund zu kommen. Doch lesen Sie bitte alles Weitere in der ausführlichen Referenz von Herrn S.:
„Nachdem mehrere Klavierstimmer/bauer mein Klavier angeschaut haben und mit diversen Vorschlägen nur halbherzig umgegangen sind, habe ich schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass das Klavier zu einem musikalischen Genuss werden könnte. Ich dachte, wenn ich örtlich niemanden finde, der das umsetzen kann, was ich mir vorstelle, suche ich im Internet, mit der Hoffnung, erfolgreich zu sein.
Nach intensivem Suchen und diversen Telefonaten bin ich auch auf die Webpage von Martin Januschek aufmerksam geworden. Von Anfang an ist mir aufgefallen, dass dort mit sehr viel Elan und Begeisterung von diversen Projekten gesprochen wurde.
Mit einer aus Vergangenheit geprägten Vorsicht habe ich erst einmal skeptisch, jedoch überaus hoffnungsvoll, den entscheidenden Anruf getätigt. Dann war der erste Termin.
Von den ersten Minuten an bis heute weiß ich mein Klavier in sehr guten Händen. Martin Januschek hat sich die Aufgabe, den Anschlag des Klaviers sehr leicht zu gestalten, mit absolut hohem Anspruch zu Herzen genommen. Bei sehr leisem Spiel war es mir nicht möglich mit Genuss und Freude zu interpretieren, da sich der Anschlag als sehr unterschiedlich und für meine Begriffe als zu schwer anfühlte. Nach einem Tag intensiver Arbeit ist meine Vorstellung zum Teil umgesetzt worden und ich dachte, mehr kann man wohl aus diesem Klavier nicht rausholen.
Umso erstaunter war ich, als sich nach einigen Nacharbeitungen das Klavier immer mehr „entwickelt“ hat. Natürlich zum Positiven. Nach dem letzten Termin der Feineinstellung bin ich vollkommen zufrieden. Mein Klavier hat sich in ein für mich perfektes Klavier „verwandelt“ und das zu einem absolut fairen Preis. Nicht nur der Anschlag ist nunmehr präzise, sondern das Klangerlebnis bei von mir bevorzugten Improvisationen ist erstaunlich neu. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, den Klang des Klaviers in seinem Ursprungszustand anzuzweifeln. Um so mehr war ich positiv davon überrascht, dass sich nach der Bearbeitung ein „befreiter“ Klang im Raum verteilt hat, als ich wieder gespielt habe. Weitaus besser als vorher. Ohne die präzise Arbeit von Herrn Januschek hätte ich mein Klavier wahrscheinlich wieder verkauft und wäre bis heute auf der Suche nach dem „perfekten Klang“.
Ich habe Sie empfohlen und werde Sie weiterhin empfehlen, da Sie der richtige Mann für klangliche Überarbeitungen sind und Sie das oftmals unmögliche doch möglich machen. Ihr eigener sehr hoch angesetzter Maßstab und meine eigene Erfahrung lässt eine äußerst positive Empfehlung absolut zu.
Vielen Dank für alles.
Mögen so noch mehr Instrumente zur Freude vieler überarbeitet werden.T. S. , Mannheim, d. 20.01.2009 <<
Letzter Service: Januar 2017 (Herr S. lebt seither im fernen Nordosten Deutschlands und geht m. W. jetzt anderen Tätigkeiten nach – leider, wenn ich an seine bekanntermaßen zufriedenen Schüler.innen denke)