Juli 2009
Bei Klavieren ist die Führungsrolle zwar längst nicht so eindeutig bestimmt wie bei Flügeln. Doch dass das 132 cm Bechstein Concert-8 mindestens zu den Allerbesten zählt, ist ziemlich unumstritten. Bei Bechstein weiß man das. Mit entsprechendem Ehrgeiz wird dort seit Jahrzehnten dieses Modell gebaut. Wer im Service an so einem Exemplar arbeitet, kann buchstäblich mit Händen greifen, dass hier schon die Besten der Herstellerfirma ihr Bestes gegeben haben. Es war mir deshalb eine besonders ehrenvolle Aufgabe, in Berlin ein solches praktisch neues Instrument von 2005 noch weiter zu vervollkommnen.
Begeistert hat mich dieses Klavier bereits vor der Arbeit, anerkennender Respekt war meine Disposition. Der Kunde (ein Firmeninhaber in Berlin, der ungenannt bleiben möchte) hatte mir bereits vor einigen Wochen seine Wünsche gemailt:
„Ich besitze seit 2005 ein neues Konzert 8 Klavier. Es ist durch das Spielen und Intonieren seit dem Kauf schon viel besser geworden, aber m. E. noch nicht optimal, gemessen an der Potenzialität. Insbesondere im Tiefbass stören mich dissonante Ober- oder Fehltöne. Im gesamten Klang stört mich eine etwas aggressive und etwas zu laute Klangaussage (…) Hätten Sie eine Idee?“
Jetzt konnte ich mich vor Ort überzeugen, dass es um Feinheiten ging, die wohl merklich waren, aber durchweg Korrekturen von einem schon sehr hohen auf das höchstmögliche Niveau beanspruchten. Im Laufe eines erweiterten Tagewerks habe ich dann meine Maßnahmen an Klang und Spielart sehr bedachtsam maßgeschneidert und förmlich mit der Pipette dosiert. Der Kunde hat am Ende die Modifikationen mit großer Freude wahrgenommen. Meinerseits ist die Dankbarkeit ebenso groß, denn einen schöneren Erfolg kann ich mir nicht wünschen.
Mit dem Betreff „Danke für die tolle Arbeit“ erhielt ich die folgende eMail:
„Lieber Hr. Januschek,
Jetzt erst, nach Abklingen der schwülen Wetterlage, habe ich mich intensiver mit dem Klavier beschäftigen können. Es klingt jetzt wirklich frisch und knackig, und der Klang meines einstigen Lieblingstons wird jetzt auch von den anderen Tönen gebracht. Darüber bin ich sehr glücklich. Die Spielart ist ausgewogen und sensibel.
Meine Bewunderung gilt Ihrer leidenschaftlichen und nie nachlassenden Arbeit, die das abbildet, was man früher den Stolz des Gewerkes nannte: Erst dann aufzuhören, wenn das Werk auch vollendet ist. Eine solche Haltung hat heute Seltenheitswert. Für mich sind Sie ein Künstler im Stadium der forcierten Könnerschaft.
Nochmals herzlichen Dank, auf dass noch viele andere Instrumente in Ihr Wirkungsfeld treten.“
Letzter Service März 2022