Ein Glücksfall zum Nikolaus

Februar 2009

Im November 2008 nahm ein Berliner Arzt mit mir Kontakt auf. Kurzerhand, nach Beratung und Abwägung, ersteigerte er dann bei eBay einen 2-Meter-Bechstein-Flügel von 1885 als Weihnachtsgeschenk für seine Frau. Diese wurde dann allerdings schon zum Nikolaus mit diesem ziemlich großen Geschenk „im Schuh“ überrumpelt. Sie war davon anfangs gar nicht angetan, weil unvermittelt vor vollendete Tatsachen gestellt – doch nach Beruhigung der Gemüter sahen dann beide ein paar Wochen lang freudebang meinem Kommen zwecks klanglich-technischer Optimierung entgegen.


Ich wurde von dem Instrument angenehm überrascht. Der Flügel ist trotz des sehr hohen Alters konstruktiv absolut aktuell. Und er war offensichtlich in früheren Zeiten umfassend renoviert und auffallend sorgfältig eingerichtet worden und befand sich in einem überdurchschnittlich gut gepflegten Zustand. So konnte ich mich schwerpunktmäßig auf die Herausarbeitung des Klanges konzentrieren. Daran gibt es, namentlich bei alten Bechstein-Flügeln, nahezu immer Entscheidendes zu verbessern.

Frau Dr. M. K. (ebenfalls Ärztin) sendete mir später ein ausführliches Referenzschreiben, in dem sie ihre „Flügelgeschichte“ erzählt. Unter anderem heißt es dort:

„Sehr eindrucksvoll führte er mir vor, wie in den tiefen Basstönen Dissonanzen von Harmonien quasi noch nicht zu unterscheiden waren. „Morgen Abend wird sich das schon ganz anders anhören.“ Und er sollte Recht behalten. Was für eine Veränderung nach einem Tag! Die „blecherne Mitte“ war verschwunden und jetzt konnte man sich nicht mehr „ungehört“ in den Basstönen vergreifen. Ich war begeistert. …“

Doch mit ihrer Referenz „ratifizierte“ Frau Dr. K. nur das Schönste, was sie mir schon schrieb, als ich noch dort war. Im ureigenen Berlinerisch artikulierte sie spontan handschriftlich ihre Freude:

„Wunderbar, rüchtig jut, hat süch jelohnt, bin schwerst begeistert!“

Anmerkung Oktober 2022: Bei meinem nächsten Berlin-Besuch gibt’s den nächsten Service, da bin ich mir sicher.