Ein schönes Suchergebnis

Dezember 2009

Herr A. J., Ingenieur in Darmstadt, suchte für sich einen passenden Flügel und traf eine weise Entscheidung: er ließ sich fachmännisch coachen. Dass seine Wahl dafür auf mich traf, ist mir eine Ehre – weit wichtiger aber ist es mir, die Wirkmächtigkeit dieser Vorgehensweise zu betonen, die sich wieder einmal überzeugend bewährt hat. Herr J. erwarb am Ende bei einem südwestdeutschen Fachhändler einen 163cm Stutzflügel „Ferd. Manthey“, Berlin, von 1968, der auch inklusive der anschließenden aufwändigen dreitägigen Pianocandle Klang- und Spielart-Gestaltung als sehr preiswert zu bezeichnen ist.


Unbekanntes oder Umstrittenes kriegt man oft recht günstig. Der Name „Manthey“ lässt so schnell keinen Händler hoch pokern, denn für den nötigen Marken-Respekt muss man schon sehr energisch hinter die Kulissen schauen. Ferdinand Manthey baute in Berlin vor Zeiten sehr solide Großklaviere, vor 25 Jahren besaß ich selbst so eines als Privat-Instrument. Einen Namen machte sich Manthey aber vor allem in den 50er Jahren mit seinem „Klaviano“, einem 90cm niedrigen Teil, das das Prinzip Klavier bis unter alle zuvor bekannten Schmerzgrenzen schrumpfte. In Sachen Service war dieses Instrumentchen ein furchtbarer Alptraum. Und deshalb spielte in Fachkreisen das erstklassige Design, die repektable Funktionalität und die Genialität mancher Klangerzeugungsdetails kaum noch eine Rolle.

Mein Kalkül war: Wenn so ein Hersteller es mal wagte, einen Flügel zu bauen, dann kann der nicht von Grund auf schlecht geworden sein. Genau das hat sich bewahrheitet. Der Manthey-Flügel ist sehr kompakt und hinsichtlich der Leichtigkeit der Bauweise recht gewagt. Doch technisch ist er für hohe Ansprüche geeignet, und klanglich interpretiert er sehr überzeugend und mit eigener Note und beachtlicher Kapazität das bewährte „warme“ Konzept, wie es bei gut ausgearbeiteten alten Bechstein-Flügeln zu finden ist. (Für den unmittelbaren Vergleich mit dem „Original“ eignet sich eher das klassische alte 182 cm Bechstein A-Modell, als das größenmäßig ähnliche Modell L-167.)

Herr A. J. schrieb mir den folgenden „Empfehlungstext“:

„Ich war auf der Suche nach einem preisgünstigen, gut spielbaren und meiner Klangvorstellung entsprechenden Anfängerinstrument. Da ich auf dem Markt nichts meine Anforderungen erfüllendes fand, entschloß ich mich, die Dienste von Herrn Januschek in Anspruch zu nehmen, um ein zur Überarbeitung geeignetes Instrument zu finden. Er beriet mich ausführlich zu den verschiedenen Gebrauchtangeboten und empfahl mir die Instrumente die Potential boten. Schließlich fiel die Wahl auf den Ferd. Manthey, dessen Grundklang mir sehr zusagte. Das Spielgefühl war allerdings nicht fein genug und der Klang schon etwas „muffig“. Ich vertraute darauf, daß Herr Januschek das mit einer Überarbeitung wieder hinbiegen kann, und ich wurde nicht enttäuscht. Das Instrument läßt sich nun gut „leiselaut“ (pianoforte) spielen, der Klang ist wieder lebendig und die Akkorde verschmelzen schön. Ich kann sagen, daß Herr Januschek gründlichst von Taste zu Taste voranschreitet und eine Menge „Nebenarbeiten“ erledigt, die das Instrument perfekt machen. Vielen Dank.“

…vernünftig bemessene Renner-Mechanik, typisch „bechsteinige“ breite Saiten-Filzlager beim Stimmstock
(aber Kapodaster im oberen Diskant).

Nachbemerkung 2022: Herr A. J. ist leider vor etlichen Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Der Flügel ist in andere mir unbekannte Hände gegangen.