April / Mai 2010
Na klar – den gibt’s nicht. Bislang kommen m. W. keine Pianos aus Vietnam, und Steinway heißt nicht Wilhelm. Aber die Zeit läuft; und wer heute nicht anfängt, sich ernsthaft mit der Qualität chinesischer Instrumente zu befassen, kommt zu spät. Denn inzwischen gibt es in Scharen grundsolide China-Pianos, und darunter auch beachtenswerte Steinway-Flügel-Kopien, die hier unter einer Vielzahl von Namen angeboten werden und nur ca. ein Viertel der Originale kosten. In Berlin lebt ein Arzt, der kaufte sich, als „Wilh. Steinberg“ gelabelt, einen A-188-Klon.
Was ich dann zwecks Verfeinerung zu sehen bekam, war substanziell wirklich ordentlich. Die konstruktive Ähnlichkeit mit dem Original war wie erwartet – denn über chinesische Kopierfähigkeiten muss man sich bekanntlich seit langem nicht mehr wundern. Und außerdem hatte ich gerade ein paar Wochen zuvor etwas weitestgehend Baugleiches unter dem Label „May Berlin selected by Schimmel“ gesehen. Doch Klang und Spielart hinkten wahrlich noch um Welten hinter dem Original her. Wie weit wird da durch „Nachhilfe“ ein Paradigmenwechsel möglich sein?
Kurz: Die Palette der PianoCandle Klanggestaltung (Stimmung-Neuaufbau, Hammerkopfbearbeitung, Detail-Arbeiten) brachte diesen Flügel so weit, dass die Originalabkunft erkenn-, erleb- und genießbar wurde. Der Eigentümer schrieb mir in einer eMail neckisch „Mein Wilh. Steinway aus Hanoi spielt sich verdammt gut.“
Doch, wie eingangs erwähnt, die Zeit läuft. Und der besagte Eigentümer hat inzwischen nach sehr kurzer Zeit das „Pferd“ gewechselt, ist aber dem „Stall“ treu geblieben. Er hat jetzt einen B-211-Klon mit Steinberg-Label. Und der ist schon „ab Werk“, also ohne weitere externe Feinarbeit, dem abgekupferten Vorbild wesentlich näher als sein kleinerer A-Klon-Bruder.
(Die Firma „Wilh. Steinberg“ in Eisenberg / Thüringen versteht sich selbst in Nachfolge der ehemals sehr bekannten Firma „Geyer“. Ob es jemals tatsächlich einen Menschen mit dem Namen Wilhelm Steinberg in der Firmenhistorie gab, spielt wohl kaum eine Rolle.)
Gewissermaßen als Erinnerung an den Einstieg in die China-Flügel-Welt bleibt dem Eigentümer und mir diese Referenz über meine Arbeitsergebnisse am Wilh. Steinberg 188:
„Anfang 2010 habe ich mir – nach längerem Suchen und Vergleichen – einen neuen Flügel der Marke Wilh. Steinberg angeschafft. Trotz mehrfachem Probespielens erschien mir der Flügel dann in meinem Wohnzimmer klanglich verändert, unausgewogen und nur in kleinster Weise geeignet, meine musikalischen Wünsche zu erfüllen. Der Klang war hölzern und wuchtig im Bass, in der Mittellage platt und wenig gesanglich, der Diskant ohne Brillanz und mit scheppernden Nebengeräuschen. Hatte ich mir einen Floh ins Ohr setzten lassen, da der Flügel von seiner Konstruktion einem Steinway A-Flügel täuschend ähnlich ist?
Da die Unzufriedenheit mit dem Instrument immer größer wurde, begann ich im Internet nach einer Lösung zu suchen und fand auch rasch die Seite von PianoCandle. Die vielen positiven Referenzen überzeugten mich, meinen Flügel von Herrn Januschek überarbeiten zu lassen.
Bereits nach dem Neuaufbau der Stimmung war der Flügel wie verwandelt. Plötzlich war der Bass sonor und brillant, die Mittellage gesanglich und obertonreich, der Diskant klar und durchsichtig. Durch die Bearbeitung der Hammerköpfe wurde der Klang am zweiten Tag erneut verfeinert, weitere klanggestalterische Arbeiten führten zu einer Mäßigung des dominanten Basses.
Ich hätte nie gedacht, dass sich aus meinem Flügel solche großartigen Klangeigenschaften hervorzaubern lassen könnten. Mein absoluter Glückwunsch an Martin Januschek, ich kann seine Klanggestaltung uneingeschränkt weiter empfehlen.“