PianoCandle Blog

Nochmal: Tastenvorderhebel

Vielleicht wundern Sie sich, weshalb ich dieses Thema wichtig finde.

Die Bedeutung der Tastenhebellänge für die Güte der Spielart wurde sehr lange vernachlässigt. Etliche renommierte Markenfabrikate hatten jahrzehntelang erstaunlich kurze Tasten, z. T. gilt das auch heute noch. Desweiteren hatten während der gesamten DDR-Zeit die meisten der dort produzierten Klaviere sehr kurze Tasten. Und später setzte sich dieser unvorteilhafte Trend viele Jahre lang bei den Digitalpianos fort.

Gönnen Sie sich selbst mal eine kleine Demonstration: Spielen Sie auf Ihrem Klavier oder Flügel einen H-Dur-Akkord. Sie werden gleich merken: Das geht ganz prima. Denn da drücken Sie die Tasten H-Dis-Fis-H jeweils ganz vorn, und demgemäß dort wo sie ihr Norm-Spielgewicht von jeweils ca. 50g haben. Aber Sie wissen wie ich: H-Dur kommt recht selten vor. Nicht nur wegen der fünf Kreuze …

Gleich direkt daneben liegt B-Dur, eine viel häufigere Tonart. Nun spielen Sie also einen B-Dur-Akkord: Da liegen Sie mit Daumen und kleinem Finger vorn auf den schwarzen Tasten, und Zeige- und Mittelfinger müssen tief hinten hinein ins D und F. Dort ist die effektive Hebellänge wesentlich kürzer, und die Finger haben entsprechend mehr Gewicht zu drücken. Bei großzügigen Konstruktionen sind das etwa 100-150g, was bestens funktioniert.

Auch bei einer Konstruktion wie der des Mannborg-Pianochord (siehe 25.2.16) bleibt man da noch bei gut 150 bis unter 200g. Damit lässt sich leben. Anders sieht es beim Manthey-Klaviano aus und bei anderen Klavieren mit extrem kurzen Tasten: Dort drücken Sie beim B-Dur-Akkord mit Ihrem Zeige- und Mittelfinger je mindestens 200g bei D und F, und wenn Sie etwas nach hinten in die Taste rutschen, können es schnell auch 400g werden. Was mal eben das 8-Fache des Normgewichts ist und schlicht nicht geht.

Die beiden Fotos unten wurden an einem Flügel mit recht komfortablen Hebelmaßen gemacht.