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Das Grotrian-Gimmick für Klavier-Pedale

Jedes Piano hat Pedale. Beim Flügel sieht man hinter den Pedalen Stangen, die die Kraft nach oben zur Mechanik übertragen. Bei aufrechten Klavieren geschieht die Kraftumlenkung im Inneren hinter der unteren Vorderwand (dem „Unterrahmen“). An den Pedalen sind hinten wippende Hebel angebracht, die zur Seite führen und dort senkrechte Stößer betätigen. Diese Stößer wiederum beeinflussen im oberen Bereich des Klavieres Teile der Mechanik, und damit den Klang.

Das muss natürlich funktionieren, und zwar möglichst störungsfrei und ohne Klappern, Quietschen und Schaben. Was oft gar nicht so einfach ist bei einem Gestänge mit sechs oder mehr beweglichen Verbindungen.

Typischerweise haben die senkrechten Stößer oben und unten eine Steckverbindung. Das funktioniert gut – es ist aber im Service fummelig, wenn man mal oben die ganze Mechanik rausnehmen muss, weil dabei die von unten eingesteckten Stößer stören. Und erst recht wenn man dann die Mechanik wieder einbaut, wird es unkomfortabel, weil man sich dann bei vielen Klavieren unten ins Gehäuse legen muss, um von unten her die Stößer wieder nach oben einzupassen.

Viel servicefreundlicher ist die seit vielen Jahrzehnten verbreitete Bauweise, die Stößer innerhalb des Klaviergehäuses durch eine Führung zu lenken. Dann benötigen sie an der Mechanik keine Steckverbindung. Die Nachteile dabei: Zum einen ist die Konstruktion etwas aufwändiger, und zum anderen ist sie oft anfällig für Geräuschentwicklungen. Hier im Bild ein Blick von oben auf die geführten Stößer eines deutschen Marken-Klavieres:

Bei Grotrian-Steinweg-Klavieren (zumindest solchen aus den ca. 1970er bis 90er Jahren) findet sich nun eine Sonderlösung: Unten im Wipphebel sind die Stößer gesteckt, oben aber nicht. Und durch eine hölzerne ausgetuchte Öse geführt werden sie auch nicht. Stattdessen werden sie mittels einer Blattfeder am Tastentisch verschraubt und dadurch zugleich exakt positioniert. Diese Idee ist insofern genial, weil sie auf sehr einfache Weise perfekt funktioniert und zugleich als Führung geräuschlos ist. Im folgenden Bild sind solche Stößer zu sehen, von schräg unten her gegen den Tastentisch fotografiert.

Prekär wird es nur, wenn nach Jahren klaglosen Dienstes so eine Feder mal bricht. Dann funktioniert von einer Sekunde zur nächsten das Pedal nicht mehr, und es ist auch sehr schwierig, eine zuverlässige provisorische Abhilfe zu schaffen. Da ist dann Geduld vonnöten. Man muss leider dann einfach warten, bis die neue Blattfeder eingetroffen und eingebaut ist.