PianoCandle Blog

Neuer Hammerfilz für Bechstein A

In der Tat, meine Krankenkasse hat alles wieder gut gemacht. Ist schon fast wieder vergessen…

Nun also, wie angekündigt: Ein Bechstein-Flügel Typ A hat neu befilzte Hämmer bekommen. Das ist schon eine der aufwändigeren Angelegenheiten, die gut überlegt sein will, denn alles in allem kostet das einen durchaus vierstelligen Euro-Betrag. Wenn aber die Substanz des Instruments stimmt, wie im aktuellen Fall, dann schmeckt und genießt man am Ende, wenn alles geschafft ist, jeden Cent davon.

Klavierhämmer sind bekanntlich mit Filz bezogen. Vermutlich macht sich kaum jemand Gedanken darüber, weshalb eigentlich Filz, wenn er auf Metallsaiten schlägt, besser klingt als nacktes Holz. Das scheint selbstverständlich zu sein. Es lohnt sich aber dennoch, mal etwas tiefer zu blicken: Holz ist hart. Aber Wolle, also Haare, sind eigentlich auch hart, denn sie bestehen aus Hornmaterial wie Fingernägel, Krallen oder Hufe. Wenn nun also Filz elastisch ist und entsprechend klingt, liegt das nicht am Material selbst, sondern an der Art der Verbindung der einzelnen Härchen miteinander. Und in der Tat: Die miteinander verfilzten Haare bewahren eine minimale Restbeweglichkeit, und zwischen ihnen befinden sich überall mikrofeine Luftpolster. Erst diese beiden Eigenschaften machen aus harter Hornsubstanz ein dauerelastisches und hoch belastbares Material, das für Pianohämmer ideal einsetzbar ist.

Diese beiden notwendigen Eigenschaften machen aber den Hammerfilz auch anfällig für Verschleiß und für Behandlungsfehler. Wenn Hammerkopffilze altern, dann werden sie insgesamt spannungsärmer, also weicher. Aber an der belasteten Stelle, dem Hammerscheitel, wird der Filz zunehmend plattgeklopft, die interne Beweglichkeit nimmt ab und die Luftpölsterchen verschwinden nach und nach. Diese Effekte werden noch durch die Notwendigkeit, stark genutzte Hammerköpfe „abzuziehen“, also von Rillen zu befreien und nachzuformen, gesteigert. Häufig ist es zwar möglich, die Elastizität der Substanz durch gezielte behutsame Maßnahmen zu regenerieren, aber irgendwann kommt die Zeit, dass der Ersatz des Filzes das angesagte und anzuratende Mittel der Wahl ist. Spätestens dann, wenn der Klang im Kern hart und unfein wirkt und auflockernde Nachbearbeitungen nur noch kurzlebige Besserungen erwirken.

— Fortsetzung folgt —