PianoCandle Blog

Neuer Hammerfilz für Bechstein A
(Fortsetzung vom 24.1.)

Bei dem hier besprochenen Bechstein-A waren die Hämmer nicht nur hart und unfein im Klang. Sondern sie waren wirklich ziemlich verbraucht und schon mehrfach abgezogen. Und letzteres auch nicht unbedingt in bester Manier.

An bestimmten Stellen war deutlich zu erkennen, dass gruppenweise beschliffen wurde, so dass der Filz einzelner Hämmer dann unsymmetrisch schief verblieb. (siehe erstes Bild)

In einer früheren Phase der Bearbeitung dieses Flügels hatte ich hier schon manches nachkorrigiert. Schon allein dafür, um – in Abstimmung mit dem Kunden – einen Vorgeschmack dafür zu erwirken, wie der Flügel wohl klingen kann, wenn er mal neuen Filz auf die Hämmer bekommt. Auf den unteren Bildern ist ein Hammer zu sehen, dessen weitgehend verbrauchter Filz auch noch stark verformt ist. Durch sorgsame Nachbearbeitung wurde er dann wieder für ein paar Jahre gut nutzbar.

Das ist nun Geschichte. Die Neubefilzung wurde von der renommierten und mir seit vielen Jahren vertrauten Firma Abel gemacht, die auf sowas spezialisiert ist. Und dort gibt es auch seit etlichen Jahren einen so genannten „Naturfilz“, der wohl weniger chemisch vorbehandelt wird als konventioneller Hammerkopffilz. Genaueres kann ich vielleicht irgendwann an anderer Stelle berichten, vermutlich dann in einem eigenen Kapitel.

Ich bin jedenfalls fast so lange, wie es diesen Naturfilz gibt, davon voll überzeugt, und fühle mich durch viele begeisterte Kundinnen und Kunden bestätigt. Dieser Filz bringt ab Werk Eigenschaften mit, die ich bei vielen Klavieren und Flügeln durch behutsame und zugleich beherzte Arbeit nachträglich erziele. Der Naturfilz ist, trotz starker Spannung, nicht nur in einer oberen Schicht nahe der Anschlagstelle elastisch, sondern weitgehend homogen bis zum Holzkern des Hammers. Erzeugt wird ein präziser, nuancenreicher und kraftvoller Klang, der zugleich souverän, unangestrengt und charmant zu Ohren kommt. So etwas ist im Normalfall nur durch gründliche Intonationsarbeit in mehreren abgestimmten Arbeitsschritten zu erzielen. Hier dagegen kommt die Intonation zurück in ihre eigentlich zugedachte Rolle der feinen Ausgleichung des Klanges. Und im vorliegenden Fall, kaum zu glauben, war nur ein einziger Ton ernsthaft intonationsbedürftig. Ansonsten ist der Klang wirklich durch alle Lagen fast optimal gleichmäßig. Dies allerdings, muss ich der Fairness halber sagen, ist selbst bei optimalem Filz eher ein Ausnahmefall.

— Fortsetzung folgt —