PianoCandle Blog

PianoCandle Stimmung-Neuaufbau

Um 1978 kaufte ich mein erstes eigenes Klavier. Ich hatte null Ahnung, aber viel Glück, denn das Instrument des Fabrikats „F. Glaser Jena“ war etwa von 1910 und in einem prima erhaltenen Originalzustand. Es ließ sich gut spielen, und vor allem, es klang überzeugend gut. Meine Neugier war nun geweckt, nur wenig später fing ich mit der Klavierstimmerei an. Fortan bekam ich nun immer wieder auch generalrenovierte Klaviere zu Gesicht, komplett neu besaitet und auch sonst innerlich wie neu wirkend. Nur meistens klangen sie mir merkwürdig, irgendwie frisch und knackig, ja schon, aber dennoch irgendwie altertümlich derb, anders als neue und vor allem anders als gute alte unrenovierte Klaviere. Lange Jahre überlegte ich immer wieder mal, woran das liegen mag, und mir kam zunehmend ein Bild mit Gefühl: Oft klingen renovierte Klaviere so, wie sich eine verspannte Schulter anfühlt. Hmm…

Erst viel später, im Jahr 2003, fiel richtig der Groschen. Über ebay lachte ich mir ein exotisches brasilianisches „Essenfelder“-Klavier an, und das musste neu bewirbelt werden. Und nun wollte ich wissen, ob es mir gelingen kann, dabei die „verspannte Schulter“ zu vermeiden. Ich experimentierte also gezielt mit den Spannungsverhältnissen zwischen den Saiten, den Stegen und dem Resonanzboden. Am Ende war ich dann sehr erstaunt und vergnügt, dass der Klang nach einer strapaziösen und komplexen Prozedur tatsächlich deutlich besser war als vorher. Während zuvor die Töne dazu neigten, bei lautem Anschlag zu knallen statt zu singen, wirkten sie nun beim Klopfen kultiviert und beim Singen standfest.

Damit war der Grundstein für den „PianoCandle Stimmung-Neuaufbau“ gelegt – eine Methode, die den Klang von spielbereiten Klavieren und Flügeln direkt in der akustischen Anlage (Holz-und-Saiten-Konstruktion) beeinflusst. Im Rückblick auf fast alle Pianos, die ich fortan jahrelang zu sehen und hören bekam, muss so eine Methodik seinerzeit praktisch unbekannt gewesen sein – abgesehen von manchem Produkt ganz bestimmter Herstellerfirmen, die wohl schon in jahrzehntelanger Geheimhaltung vergleichbare Methoden kultiviert hatten.

Das alte Essenfelder-Klavier gehört mir immer noch, und ich werde es auch nicht verkaufen. Es befindet sich als Dauer-Leihgabe in Privathand.

PS.: Heute, am 21. März 2019, wäre mein Vater Friedrich Januschek 125 Jahre alt geworden. Er starb 1976, also zwei Jahre, bevor ich mir mein erstes eigenes Klavier kaufte…